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Hauptgebäude der EHSP Magglingen Biel

Podestplatz für die Sportschule

Die Konferenz der Schweizerischen Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger zeichnet die Sanierung des 1969/70 vom bekannten Architekten Max Schlup ausgeführten Hauptgebäudes mit dem Denkmalpreis KSD 2012 aus.

  • Architektur im Einklang mit der Umgebung. Ansicht des Hauptgebäudes der Hochschule für Sport von Süden (Foto: Yves André, 2010).
  • Blick auf die Dachterrasse mit der Aluminiumplastik «Die Entfaltung» von Raffael Benazzi (Foto: Yves André, 2010).
  • Der Aufbau nach der Restaurierung (Foto: Yves André, 2010).

Technische Angaben zu Restaurierung

Biel. Haupstrasse 237 Ost. Hauptgebäude der EHSP.
Umbau und Sanierung: 2008-2010
Bauherrschaft: Bundesamt für Bauten und Logistik BBL
Architekten: spaceshop Architekten und Planer GmbH, Biel        
Fassadenuntersuchung: Prof. Dr. Eugen Brühwiler (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, EPFL) als Bundesexperte und Markus Faller (Eidgenössische materialprüfungs- und Forschungsanstalt, EMPA
Bauberatung Denkmalpflege: Rolf Weber  
Literatur: spaceshop Architekten GmbH (Hrsg.). Hauptgebäude BASPO. Umbau und Sanierung eines Stahlbaus von 1970. Biel 2011.                           

Podestplatz für die Sportschule

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Mitten im Zweiten Weltkrieg beschloss der Bundesrat, ein eidgenössisches Turn- und Sportinstitut zu gründen. Die notwendigen Anlagen für Sommer- und Wintersport entstanden ab 1948 auf drei Geländestufen bei Magglingen. Sie integrieren sich mit zurückhaltender Dimensionierung und Materialwahl in die Landschaft. Auch das in einer zweiten Bauetappe durch den Bieler Architekten Max Schlup errichtete Hauptgebäude der Sportschule mit Büros, Hörsälen, Aula, Bibliothek und Schwimmhalle ist geschickt in die Hangkante hoch über dem Bielersee eingepasst. Die schimmernde Patina der Corten-Stahl-Verkleidung und die getönten Fensterscheiben lassen den wohlproportionierten Bau förmlich im Dunkel der Jurawälder aufgehen.

Ein Exempel der «Solothurner Schule»

Der streng orthogonal konzipierte Stahlskelettbau ist in zwei Volumen unterteilt. Auf der begehbaren Dachterrasse des 4-geschossigen Unterbaus steht ein eingerückter 2-geschossiger Aufbau, der über dem transparenten Foyer zu schweben scheint. Der Tragkonstruktion aus Stahlstützen sind Vorhangfassaden mit einem Rastersystem von 1,2 × 1,2 m vorgehängt. Die durch das Tragwerk weit gespannten Hallen erlauben eine flexible Innengestaltung. Schlichte, auf Modulgrundrissen aufgebaute Stahl-Glas-Kuben sind typisch für das Werk von Schlup, der mit Alfons Barth, Hans Zaugg, Franz Füeg und Fritz Haller die Jura-Südfuss-Architektur der 1960er und 70er Jahre prägte.

In der Nachfolge von Ludwig Mies van der Rohe suchten diese Architekten nach einer einfachen, allgemeingültigen Formensprache, die auf einer geometrischen Ordnung beruht. Bauten wie das Hauptgebäude der Sportschule, die Villa Fässler in Mörigen (Haller, 1971), die katholische Kirche in Lengnau (Füeg, 1975), die Sporthalle «End der Welt» in Magglingen (Schlup, 1974–1976) und das Gymnasium Strandboden in Biel (Schlup, 1976–1981) zeugen von diesem Bestreben. Mit ihren gestalterischen und bautechnischen Merkmalen stellen sie eine wichtige Position in der Geschichte des schweizerischen Stahlbaus dar.

Nachhaltige Sanierung und Weiterentwicklung

Nach 30 Jahren führten neue Raumbedürfnisse zur Projektierung von Sanierungs- und Ausbaumassnahmen am Hauptgebäude. Für die beratend mitwirkende kantonale Denkmalpflege war dabei die möglichst weitgehende Erhaltung der originalen Fassadenverkleidung ein zentrales Anliegen. Sie verleiht dem Gebäude sein charakteristisches Erscheinungsbild und zeugt von der schweizweit frühen Verwendung von wetterfestem Stahl durch Max Schlup.

Die Erhaltung des Corten-Stahls schien jedoch zunächst aus bautechnischen Gründen fraglich. Auch der Ersatz durch eine Aluminiumfassade stand zur Diskussion. Die Denkmalpflege regte deshalb den Beizug eines Bundesexperten an. Dieser empfahl eine gründliche Analyse der Fassade durch die EMPA. Die Untersuchung ergab, dass nur wenige der dünnen Paneele aus Corten-Stahl zu ersetzen waren; das Material erwies sich damit als langlebiger als allseits angenommen. So kam es zum Paradigmenwechsel: erhalten statt ersetzen.

Um schädliche Dauerfeuchtigkeit zu verhindern, musste aber die Fassade komplett hinterlüftet werden. Dies gelang, indem die Paneele nicht mehr im Glasfalz, sondern vor der Fassade zwischen die 2-geschossigen Lisenen gehängt wurden. Zusammen mit einer neuen Isolierverglasung konnte das Gebäude so auf Minergie-Standard nachgerüstet werden. Die beiden Hauptgeschosse unter der Terrasse erhielten im Inneren mittels quadratischer Oberlichter und einem Deckendurchbruch Tageslicht. Ferner wurde die Bürozone mit  einer  Ganzglastrennwand und versetzbaren Metallwänden verbreitert und neu eingeteilt. Damit konnte die Arbeitsplatzqualität unter Beibehaltung des Rastersystems erheblich verbessert werden.

Foyer und Zugang zum Unterbau (Foto: Yves André, 2010).

Schonung der natürlichen Ressourcen

In fruchtbarer Zusammenarbeit aller Beteiligten gelang so die Sanierung und Weiterentwicklung eines herausragenden Baudenkmals aus den 1960er Jahren, ohne dessen ursprüngliche architektonische Qualität zu zerstören. Zudem wurden durch die weitgehende Erhaltung der originalen Bausubstanz und die Optimierung der Energieeffizienz in doppelter Weise natürliche Ressourcen geschont. Dieser nachhaltige Umgang mit dem baulichen Erbe der Hochkonjunktur wurde mit dem Denkmalpreis KSD 2012 gewürdigt. Jürg Hünerwadel