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Strandbad Biel in Nidau

Ein typisches Volksbad der 1930er Jahre

Dank der Expo.02 erhielt eine Ikone der «Bieler Moderne» ihre architektonische Ausdruckskraft zurück.

  • Restauranttrakt und Garderobenflügel nach der Restaurierung (Foto: Yves André, 2003).
  • Restauranttrakt und Garderobenflügel vor der Restaurierung (Foto: Robert Walker, 2001).
  • Sprungturm nach der Restaurierung (Foto: Elisabeth Schneeberger, 2009).
  • Sprungturm vor der Restaurierung (Historische Aufnahme).

Technische Angaben zu Restaurierung

Nidau. Uferweg 40. Strandbad Biel.
Restaurierung und Gesamtsanierung Restaurant und Garderobentrakt: 2002/03
Teilsanierung Areal: 2003/04
Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Biel
Architekten: Joliat & Suter, Biel; GLS Architekten, Biel (Restaurant Baràplage)
Landschaftsarchitekten: Georges Descombes, Genève; ADR architectes, Genève; 4d Keller Schöni Schifferli, Bern
Putz- und Farbuntersuchung: Hans-Jörg Gerber, Nidau, 2002
Bauberatung Denkmalpflege: Jürg Schweizer, ehemaliger kantonaler Denkmalpfleger
Unterschutzstellung: 2002
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/Polizei- und Militärdirektion)
Literatur: Stucki, Christian. Schützenswerter Originalzustand etappenweise wiederhergestellt. Die Sanierung des Bieler Strandbades. In: Bieler Jahrbuch 2004, S. 82–86.

                           

Ein typisches Volksbad der 1930er Jahre

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Ende der 1920er Jahre befasste sich die Stadt Biel mitder Neugestaltung des Seeufers. Nebst dem Kleinboothafen, der Schiffländte und einer Uferpromenade errichtete das Stadtbauamt Biel 1929–1932 unter der Leitung des Stadtbaumeisters Otto Schaub auf dem Gebiet der Gemeinde Nidau ein öffentliches «Sonnen-, Luft-, See- und Flußbad». Die Pläne stammen von Ernst Berger, realisiert wurde das Bauwerk im Stil der Moderne durch Arbeitslose im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms. Die grosszügige Anlage, ein typisches Volksbad dieser Zeit, verfügt über einen sichelförmigen Sandstrand mit Liegewiese. Dem Restauranttrakt mit grosser Terrasse ist ein niedrigerer Garderobenflügel angegliedert, der gestalterisch die Biegung des Seeufers aufnimmt.

Zurück zum Original

Verschiedene Eingriffe und Zutaten hatten den Bau im Lauf der Jahre entstellt und den ursprünglichen Ausdruck der Architektur verunklärt. Bei der Sanierung setzte man sich zum Ziel, soweit als möglich die originale Substanz zu erhalten und den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Neue Elemente sollten als zeitgenössisch erkennbar sein, jedoch «im Geist der Entstehungszeit entwickelt werden», wie Christian Stucki im Bieler Jahrbuch 2004 schreibt.

Die Arteplage der Schweizerischen Landesausstellung Expo.02 auf dem Bieler Strandboden nutzte das Gebäude als Medienzentrum, Bankettsaal und Kinderhort. Die Sanierung wurde deshalb im Hinblick auf die Zwischennutzung geplant und in Etappen aufgeteilt. Die feingliedrige Betonkonstruktion wurde repariert und gesichert. Man entfernte die verunstaltenden Zutaten, beispielsweise das Dach über der Restaurantterrasse, welches die ausgewogene Volumetrie des Gebäudes beeinträchtigte. Entfernt wurde auch die Plattenverkleidung im Restaurantbereich. Als Grundlage für die Neugestaltung der Fassaden diente eine Untersuchung des originalen Zustandes. Die ursprüngliche Fenstereinteilung im Restauranttrakt wurde aufgrund von Fotodokumenten rekonstruiert. Die gemauerten Fassadenausfachungen des Garderobentrakts wurden analog zum ursprünglichen Zustand durch Holzelemente ersetzt. Für die Füllung der Geländer verwendete man wie zur Bauzeit wieder Maschendraht. Der provisorische, auf die Bedürfnisse der Expo zugeschnittene Ausbau wich nach der Ausstellung dem definitiven Innenausbau. Das Restaurant erhielt eine neue Ausstattung in zeitgenössischen Formen, die mit der restaurierten schlichten Hülle harmonieren.

Das öffentliche «Sonnen-, Luft-, See- und Flussbad» mit sichelförmigem Sandstrand nach der Einweihung (Historische Aufnahme).

Neue Ufergestaltung

In den Jahren 2003/04 wurde auch der Seeuferbereich im Zuge einer dringend notwendigen Sanierung der Uferanlagen neu gestaltet. Nach dem Rückbau der Expo-Einrichtungen ergriff man die Gelegenheit, die ursprüngliche Weite des Areals wiederherzustellen. Durch den Abbruch einer Strandmauer aus den 1960er Jahren verläuft das Gelände nun wieder kontinuierlich von der Liegewiese über den Sandstrand zum Wasser. Mit minimalen Mitteln wurden die verschiedenen Zonen im Gelände sichtbar gemacht. Am unmittelbar benachbarten Nidauer Barkenhafen ersetzt eine neue Badetreppe die alte Uferverbauung und ermöglicht den Badenden den Zugang zum offenen See. Die teils noch aus der Bauzeit stammenden Aussenanlagen des Bades wurden repariert und ergänzt, der markante Sprungturm instand gesetzt. Das restaurierte Strandbad ist nach bald achtzig Jahren immer noch eine beliebte Begegnungsstätte für «tout Bienne». Elisabeth Schneeberger