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Bauernhaus in Cortébert: Spuren der Zeit

Denkmalpflegepreis 2013

2013 würdigt die Denkmalpflege das Engagement einer Bauherrschaft aus dem Berner Jura. Ursula und René Fehlmann erhalten den Denkmalpflegepreis 2013 für ihren mutigen, konsequenten und ebenso kreativen Umgang mit alter Bausubstanz bei der Innenrestaurierung des Wohnteils ihres Bauernhauses in Cortébert.

  • Alt und Neu stehen sich in der Küche gegenüber. Unter der rauchgeschwärzten Decke fügt sich die neue Küchenzeile ohne Oberschränke wie selbstverständlich in den Raum ein (Foto: Alexander Gempeler, Bern).
  • Die alte Feuerstelle wurde mit Platten aus Schwarzbleck abgedeckt. Der originale Sumpfkalkputz blieb samt Rauchspuren erhalten, er wurde restauriert und ergänzt (Foto: Alexander Gempeler, Bern).
  • Die Küche im Obergeschoss verwandelte sich in ein grosses Badezimmer. Um die Raumwirkung nicht durch eine neue Unterteilung zu beeinträchtigen, sind Dusche, WC und Waschbecken in eine frei stehende Box integriert (Foto: Alexander Gempeler, Bern).

Mediendokumentation

Medienmitteilung

Bereits bei der ersten Besichtigung war die Bauherrschaft fasziniert vom Gebäude, vom grossen Garten und besonder von seiner Lage im alten Kern des Juradorfes Cortébert. Sie nahm sich Zeit, das Jura-Bauernhaus kennenzulernen. Das 1809 datierte Gebäude erwies sich als frühes Beispiel des damals im Jura neuartigen Bauernhaustyps mit traufseitiger Hauptfassade. Der Wohnteil ist aussergewöhnlich grosszügig konzipiert. Zunächst loteten Fehlmanns verschiedene Umbaumöglichkeiten aus und beauftragten schliesslich den Architekten Marcel Krähenbühl mit der definitiven Planung. Je länger sich die Bauherrschaft mit dem Gebäude beschäftigte, umso mehr rückten die Qualitäten des Baus in den Vordergrund – Eigenschaften, die man beibehalten wollte. So wurde das Konzept immer einfacher, die Bauherrschaft liess sich in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten ganz von den vorhandenen Strukturen und Materialien leiten.

Alte Oberflächen werden sichtbar gemacht

Sondagen während der Projektierung zeigten, dass unter den jüngeren Verkleidungen grosse Teile der originalen Oberflächen erhalten waren. In den Wohnräumen kamen die ursprünglichen Holztäfer zum Vorschein, in der ebenerdigen Küche die russgeschwärzte Decke. Ursula und René Fehlmann wollten diese alten, originalen Oberflächen wo immer möglich erhalten und sichtbar machen. Diesen Wunsch setzte der Architekt konsequent und kreativ um. Was ersetzt oder ergänzt werden musste, ordnet sich dem Bestehenden unter. Auf diese Weise entstanden Räume von besonderer Ausstrahlung, in denen die Geschichte des Hauses sicht- und fühlbar ist. Die Küche mit der tiefschwarz glänzenden Decke ist einer der eindrücklichsten Räume der Wohnung. An der Wand ist die Nische der alten Feuerstelle sichtbar, Russspuren zeichnen den früheren Rauchfang ab. Die neue Küchenkombination ohne Oberschränke fügt sich wie selbstverständlich in den Raum ein. In der Verbindung mit neuen Materialien werden die alten Teile aufgewertet, sie bekommen ein neues Leben.

Das Bauernhaus der Familie Fehlmann steht im alten Kern des Juradorfs Cortébert (Foto: Alexander Gempeler, Bern).

Einfachheit und Qualität

Eine Umgestaltung erfuhr die ehemalige Küche im Obergeschoss: sie wurde zum Bad. Um die Raumwirkung nicht durch eine neue Unterteilung zu beeinträchtigen, sind Dusche und WC in einer frei stehenden Box untergebracht. Auch die Haustechnik ist optimal auf die Gegebenheiten ausgerichtet: Da die Fussböden ersetzt werden mussten, konnte eine Bodenheizung eingebaut werden. Verschlossene Türöffnungen dienen als Leitungskanäle, hinter dem Täfer ist Platz für Elektrokabel und Wärmedämmung.

Alle Eingriffe sind auf die heutigen Bedürfnisse abgestimmt und gestalterisch wie technisch sehr präzise gesetzt. «Das Gebäude ist kein Repräsentationsobjekt, aber von ausgezeichneter handwerlicher Qualität», erläutert René Fehlmann. «Was wir einfügten, sollte gleich sein; einfach und qualitätvoll».