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Eleganz der 1950er Jahre

Denkmalpflegepreis 2014

Der fünfte Anerkennungspreis für die Restaurierung und Weiterentwicklung eines Baudenkmals ging 2014 an Ueli Krauss und Alexander Gempeler, die Eigentümer eines Wohnhauses aus den 1950er Jahren in Muri bei Bern. Sie setzten sich zum Ziel, das Bauwerk des bekannten Architekten Willi Althaus möglichst unverändert zu erhalten. Der Denkmalpflegepreis würdigt ihr konsequentes Vorgehen bei der Restaurierung.

  • Das Wohnhaus wurde 1953/54 von Willi Althaus erbaut. Jedes Detail ist durchgestaltet: Das Haus ist ein Gesamtkunstwerk und fast vollständig original erhalten (Foto: Alexander Gempeler, Bern, 2013).
  • Hinter der gewölbten Decke des Wohnzimmers verlaufen die Lüftungskanäle der Warmluftheizung, die Öffnungen befinden sich in der Lochdecke (Foto: Alexander Gempeler, Bern, 2013).
  • Die originalen Armaturen im Bad wurden repariert und neu verchromt. Was fehlte, wurde neu beschafft, natürlich original Fifties (Foto: Alexander Gempeler, Bern, 2013).

Der Architekt Willi Althaus hatte das mit dem Denkmalpflegepreis 2014 ausgezeichnete Wohnhaus in Muri bei Bern 1953/54 für sich und seine Familie errichtet. Der filigrane Bau verkörpert die Eleganz der 1950er Jahre, geschickt ist er in den steilen Hang eingefügt. Die Verbindung von Aussen- und Innenraum ist das architektonische Kernthema, das Wohngeschoss öffnet sich zum Garten hin, fliessend geht die Terrasse in den Essraum über. Das Haus ist ein Gesamtkunstwerk und nahezu original erhalten: Fifties von A bis Z.

Die Qualität des Originals

Bauherr und Architekt Ueli Krauss ist der Enkel von Willi Althaus und kennt das Haus seit seiner Kindheit. Krauss und sein Lebenspartner Alexander Gempeler entschieden sich 2009 zum Umzug in das Grosselternhaus. Für die Restaurierung nahmen sie sich vor, das Bauwerk möglichst authentisch zu belassen und alle Eingriffe genau zu planen und zu begleiten.

Die Restaurierung der originalen Oberflächen und Bauteile erforderte viel Fingerspitzengefühl. Bei jedem Eingriff überlegten sich die Bauherren, ob eine Massnahme überhaupt nötig war oder ob eine Reparatur ausreichte. Als schonendste und zugleich effizienteste Methode erwies sich oftmals die gründliche Reinigung der Oberflächen. Auf diese Weise erhielt etwa der Terrazzoboden im Entrée seinen Glanz zurück. Auch bei den Linoleumböden im Obergeschoss genügte es glücklicherweise, diese abzuschleifen und neu zu versiegeln: Die Qualität der originalen Materialien ist verblüffend.

Ökologie am Baudenkmal

Um die wirkungsvollsten und für das Baudenkmal schonendsten energetischen Verbesserungen zu bestimmen, wurde das Gebäude analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Fenster für einen Grossteil des Energieverlustes verantwortlich waren. Man entschied sich für die Aufrüstung der Fenster mit neuen Gläsern und einer zusätzlichen Dichtung. Effektiv war ausserdem die Dämmung der Kellerdecke und des Estrichbodens. Das Beispiel zeigt, dass sich das Bestehende oft bewährt, weil hier alles aufeinander abgestimmt ist. Die Beibehaltung originaler Bauteile spart ausserdem graue Energie – und Kosten. So blieb auch die bewährte Warmluftheizung aus den 1950er Jahren in Betrieb. Willi Althaus hatte das damals neuartige System 1952 in den USA studiert.

Die raumhohen Fenster lassen den Wohn- und Essbereich quasi zu Gartenzimmern werden (Foto: Alexander Gempeler, Bern, 2013).

Im Geiste des Erbauers

Die heutigen Eigentümer pflegen und bewohnen das Haus im gleichen Geist wie die Erbauergeneration – trotzdem ist es kein Museum. Sie finden, dass der Denkmalpflegepreis eigentlich eine Anerkennung für die ganze Familie ist. Willi Althaus entwickelte sich zwar in seinem Schaffen stetig weiter, verzichtete aber darauf, sein Haus mit dem jeweils Neuesten auszurüsten. Genauso zurückhaltend handelte später sein Sohn Jürg Althaus. «Alle haben Sorge getragen», stellen Ueli Krauss und Alexander Gempeler fest.